Es ist einer der berühmtesten Luxuszüge der Welt: Der Eastern & Oriental Express. Auf der Fahrt erlebt man die Eleganz und Romantik der vielleicht ursprünglichsten Art zu reisen. Unsere Autorin Friederike Hintze hat sich auf die so genannte „Classic Journey“ von Bangkok nach Singapur begeben, wo der Weg zum Ziel wird…
Mit einer Tasse Tee fängt alles an. Die nämlich bekommt man bereits am Bahnhof in Bangkok, der Hua LamphongStation, in einer separaten Lounge serviert, sobald man eingecheckt hat. Schon während dieser kurzen Wartezeit zeigt sich, wie die nächsten vier Tage verlaufen werden: elegant. Mondän. Um das Gepäck braucht man sich nicht zu kümmern. Ohnehin legt man hier am Bahnhof von Bangkok jegliche Verantwortung ab und in die Hände des livrierten Servicepersonals. Um alles wird sich auf der Reise gekümmert. Ab sofort gilt es nur noch, sich zurückzulehnen.
Zwischen Aufregung und Entschleunigung
Amerikaner, Engländer, Schotten, Schweizer, Brasilianer, Deutsche – die Gästeschar des Eastern & Oriental Express könnte internationaler nicht sein. Manch einer an Bord ist sogar prominent. Kaum verwunderlich. Der Zug, der zu Belmond Ltd. gehört, ist quasi die kleine Schwester des Venice Simplon-Orient-Express und weltbekannt. Nahezu greifbar ist die freudige Aufregung, wenn man den Zug besteigt. Es wird allerdings noch einige Minuten dauern, bis es losgeht. Man sollte sich daran gewöhnen, dass im Eastern & Oriental Express die Uhren deutlich langsamer ticken. Hier geht es um die totale Entschleunigung. Aus gutem Grund gibt es an Bord kein WLAN.
Die Kabinen im Eastern & Oriental Express
In komfortablen Kabinen im Kolonialstil des 20. Jahrhunderts, alle mit eigenem Bad, werden die Gäste des Eastern & Oriental Express untergebracht. Edle Kirschholzintarsien kombiniert mit asiatischen Materialien kreieren eine exotisch-nostalgische Atmosphäre. Plüschig ist das Interieur in dem legendären Zug durchaus. Dementsprechend aber auch ur-gemütlich. Gleiches gilt für die zwei Restaurantwagen sowie dem Barwaggon. Es ist, als sei eine vergangene, mondäne Zeit im Eastern & Oriental Express konserviert.
Feine Kreationen von Chef de Cuisine Yannis Martineau
Es klopft an der Tür. Der Stewart. Jedem Waggon steht einer zur Verfügung, der sich um die Gäste von früh bis spät kümmert. Er verwandelt die Kabine mit wenigen Handgriffen in eine gemütliche Schlaflounge, hält das Bad sauber, rückt einem die zugeigenen Hausschlappen zurecht und serviert Frühstück und Afternoon-Tea in den Kabinen. Lunch und Dinner werden wiederum in einem der zwei Restaurantwaggons eingenommen. Eleganter Dresscode ist abends Pflicht. Hier kreiert Chef de Cuisine Yannis Martineau ganz hervorragende regionale Speisen, die auf den internationalen Gusto abgestimmt sind.
Der Restaurantmanager weist einem zu jeder Essenszeit einen neuen Tisch zu. Entweder man speist zu zweit, oder man wird zu zwei weiteren Gästen an einen Vierer-Tisch geleitet. Man soll sich untereinander kennenlernen, an diesen vier Tagen im Eastern & Oriental Express. Es ist auch kaum vermeidbar, immerhin verbringt man gemeinsam in diesem Zug, also auf überschaubaren Raum, eine recht lange Reise. So kommt man spätestens im Barwaggon bei einem Drink ins Gespräch; zwischen den einen oder anderen Gästen mag sich sogar eine kleine Reisefreundschaft entwickeln. Die Abende können lang und heiter werden, hier, im Eastern & Oriental Express.
Eastern & Oriental Express: Die Ausflüge
Mehrmals hält der Eastern & Oriental Express auf der Strecke von Bangkok durch Malaysia nach Singapur: Die erste Station ist die Stadt Kanchanaburi mit ihrer berühmten River Kwai Brücke. Hier können die Gäste erstmals den Zug verlassen, um bei dem bis ins Detail geplanten Ausflug teilzunehmen. Auch in Malaysia, in Butterworth wie auch in Kuala Lumpur, wird gehalten, bevor man am vierten Tag der mondänen Zugreise Singapur erreicht. Es sind ohne Frage besondere Eindrücke, die man bei den Ausflügen gewinnt und doch sind sie nur nettes Beiwerk.
Eastern & Oriental Express: Der Weg ist das Ziel
Viel eindrucksvoller ist nämlich die Fahrt selbst: Wenn man bei einer Tasse Tee in seiner Kabine aus dem Fenster blickt und sich an den vorbei ziehenden Bananenstauden, Blechhütten und Kautschukbäumen nicht satt sehen kann. Wenn draußen im Panoramawaggon der Fahrtwind kräftig an den Haaren zerrt und die Reisfelder an einem vorbei fliegen, während sich weiter hinten, in den Bergen ein Gewitter zusammenbraut. Wenn man einen Gin Tonic bei Pianomusik im Barwaggon genießt und die Schienen unter einem rattern fühlt. Wenn ein Monsunschauer dicke Perlenketten an die Fensterscheiben malt, und man eingekuschelt in der Bibliothek in einem Sessel versinkt. Dann glaubt man zu wissen, wie es gewesen sein muss: Das Reisen der Bessergestellten in jenen eleganten Jahrzehnten, die zu Recht als Blütezeit der Zugreisen genannt wird.
Beratung / Reservierung / Buchung:
TCTT – TRAVEL LOUNGE & ULTRA COLLECTION
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Quelle: Die Welt, 28. Dezember 2015, von Friederike Hintze